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Ingrid Noll: Suche nach Rezept für langes Leben finde ich albern

Als Krimi-Autorin ist Ingrid Noll seit Jahrzehnten erfolgreich. Mit 90 spricht sie nun über ihr hohes Alter - und über besondere Botschaften in ihren Romanen.

Die Schriftstellerin Ingrid Noll (90) hat nach eigener Auskunft kein Geheimrezept für Fitness im hohen Alter. "Ich bin auch völlig unsportlich und eine ziemlich schlechte Spaziergängerin", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen" vom Dienstag. "Gut, ich versuche, mich einigermaßen gesund zu ernähren, mache daraus aber keine Religion. Seit mein Mann vor vier Jahren gestorben ist, koche ich auch nur noch zack, zack, ganz schnell für mich - es lobt ja keiner mehr."

Sie glaube auch nicht, dass ihr hohes Alter allein an den Genen liege, fügte die Krimi-Autorin hinzu. Zwar sei ihre Mutter 106 geworden und deren Mutter 104. "Aber mein Vater ist mit 55 Jahren gestorben und viele sagen, ich sehe ihm ähnlich." Und weiter: "Ich weiß, dass jetzt alle nach dem Rezept für ein langes, gesundes Altern suchen, das finde ich aber ziemlich albern - vor allem, wenn sich immer mehr Menschen krampfhaft bemühen, möglichst jung auszusehen, dann ist das doch lächerlich."

Sie habe das große Glück, dass ihr Kopf noch ganz gut funktioniere, sagte Noll. "Körperlich spüre ich aber schon eine fortschreitende Materialermüdung, wie ich es nenne. Ich brauche beispielsweise ein Hörgerät und tue mich mit dem Laufen immer schwerer, auch meine Sehkraft lässt kontinuierlich nach, ich werde wohl erblinden."

Auf die Frage, ob sie besondere Botschaften mit ihren Romanen verfolge, antwortete Noll: "Nur indirekt, denn vor allem will ich gut unterhalten. Doch weil ich Selbstgerechtigkeit nicht leiden kann, versuche ich immer, die menschliche Überheblichkeit infrage zu stellen. Wenn jemand behauptet: Mein Kind würde dies und jenes nie tun - dann wäre ich vorsichtig mit dieser Aussage. Auch Menschen, die von sich selbst behaupten: 'Das würde ich nie tun', sind mir äußerst suspekt." Noll ergänzte: "Es gibt bestimmte Situationen, da sind die meisten Menschen fähig zu einem Mord. Wir sind doch alle keine Heiligen."