Virologe Drosten für "Rede des Jahres 2025" ausgezeichnet
Er leitet das Institut für Virologie an der Charité Berlin und ist aus der Pandemie-Zeit als Wissenschaftskommunikator weiten Teilen der Bevölkerung bekannt. Nun wird Christian Drosten für eine Rede ausgezeichnet.
Tübingen (KNA) Der Virologe Christian Drosten erhält die Auszeichnung "Rede des Jahres 2025", die vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen vergeben wird. Die Uni würdigt damit das "klare und eindringliche Plädoyer für eine engagierte Wissenschaft", das Drosten in seiner Rede "Wissenschaft ist Freiheit und Pflicht" am 27. Mai 2025 formuliert habe. In der vor dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gehaltenen Rede verpflichte er die Wissenschaft mit Nachdruck, Freiheit und Demokratie nicht für selbstverständlich zu erachten, wie die Universität am Freitag mitteilte.
Drosten (53) leitet das Institut für Virologie an der Charité Berlin. Aus der Zeit der Corona-Krise ist er als Wissenschaftskommunikator weiten Teilen der Bevölkerung bekannt.
Vor dem DIW analysierte Drosten: "Die Gesellschaft hat das Bewusstsein für Fakten verloren." Polarisierung von Debatten und Personalisierung vielschichtiger Sachthemen seien Symptome dieses Realitätsverlustes.
Die Jury bezeichnete die Rede als "sachlich und stringent, klar und verständlich". Drosten spare dabei unbequeme Wahrheiten nicht aus. Glaubwürdig werde der nüchtern-sachliche Stil des Redners durch seine "persönliche Integrität". Weiter hieß es: "Der Redner selbst, sein Anliegen sowie sein Stil stellen den Rahmen einer bedeutsamen Rede dar."
Seit 1998 zeichnet das Seminar für Allgemeine Rhetorik die "Rede des Jahres" aus, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat und als wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Redekultur gelten kann. Kriterien für die Jury sind "inhaltliche Relevanz, Vortragsstil, Elaboriertheit sowie publizistische Wirkung".
2024 war die Bundestagsrede der gehörlosen SPD-Abgeordneten Heike Heubach über Klimaschutz prämiert worden. 2023 wurde der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für seine Video-Ansprache zu Israel und Antisemitismus am 1. November 2023 ausgezeichnet.
