Gewalt-Vorwürfe gegen Goldenstein-Schwester
Eine frühere Schülerin erhebt Vorwürfe gegen Schwester Bernadette im Kloster Goldenstein: Strenge Erziehung, "Schikanen" und Angst. Die 88-Jährige bittet um Verzeihung, der zuständige Propst nehme die Vorwürfe ernst.
Salzburg (KNA) Im Fall der drei Nonnen, die gegen den Willen ihres Vorgesetzten ins Salzburger Kloster Goldenstein zurückgekehrt sind, erhebt eine ehemalige Internatsschülerin Vorwürfe gegen den Erziehungsstil einer der Ordensfrauen. Laut "Salzburger Nachrichten" habe es in den 1970er Jahren Bestrafungen wegen Lappalien gegeben, die sie als "psychische Gewalt" erlebt habe. Die Vorwürfe richten sich gegen die älteste der drei Nonnen, Bernadette (88).
Bernadette habe Gehorsam eingefordert, inszeniere sich nun aber selbst als "Revoluzzerin". Die Frau berichtete der Zeitung von Angst und "Schikanen", die sie noch heute "wie eine Bürde" trage. Von den Schwestern Rita (82) und Regina (86) sei sie stets gut behandelt worden. Bernadette räumte gegenüber der Zeitung ein, sie sei "sehr streng" gewesen und habe "über die Stränge geschlagen", besonders bei widerspenstigen Mädchen. Das tue ihr leid, sie bitte alle Betroffenen um Verzeihung.
Der Vorgesetzte der Schwestern, Propst Markus Grasl, bedauerte die Vorfälle in einer Stellungnahme. Jeder Übergriff verletze die menschliche Würde, so der Geistliche. Er habe nach den Vorwürfen die zuständige Ombudsstelle informiert und empfehle dies allen Opfern psychischer oder physischer Gewalt. "Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei jenen Menschen, die Gewalt erfahren haben", so Grasl.
Christine Wirtenberger, Sprecherin der Nonnen und selbst ehemalige Schülerin, bestätigt, Bernadette sei streng gewesen, "doch die damalige Schuldirektorin, war noch viel strenger". Schläge habe es nie gegeben, aber unliebsame Aufgaben wie Suppenteller abtrocknen bei schlechtem Verhalten. Bei schwereren Vorfällen habe man allein in einem nicht abgesperrten Zimmer schlafen müssen. Ob dies zu einem lebenslangen Trauma führe, sei fraglich.
Das Schicksal der Goldenstein-Nonnen, die alle über 80 Jahre alt sind, hatte in den vergangenen Monaten international für Schlagzeilen gesorgt. Anfang September waren sie gegen den Willen Grasls aus dem Seniorenheim in ihr früheres Kloster zurückgekehrt. Das Gebäude gehört seit 2022 dem Erzbistum Salzburg und dem Stift Reichersberg. Die Schwestern geben an, ihnen sei ursprünglich ein lebenslanger Verbleib zugesagt worden; nach Krankenhausaufenthalten mussten sie Ende 2023 dennoch in ein Heim übersiedeln.
Ende November legte Grasl den Schwestern ein Angebot vor, das ihnen den Verbleib im Kloster "bis auf Weiteres" zusichern sollte. Voraussetzung dafür war unter anderem das Einstellen ihrer Social-Media-Aktivitäten - sie haben mehr als 250.000 Follower bei Instagram - und die Rückkehr zu einem zurückgezogenen Klosteralltag. Die Schwestern lehnten die Übereinkunft ab. Daraufhin wandte sich Grasl an den Vatikan, um dort ein Machtwort zu erwirken. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich auch die Schwestern an den Vatikan gewandt haben und die Absetzung Grasls forderten.
