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Zukunftsforscher: Jugend soll sich gegen Politik auf Pump erheben

Jugend am Limit? Zukunftsforscher Horst Opaschowski warnt vor einer "Politik auf Pump". Er ruft junge Menschen dazu auf, ihre Zukunft selbstbewusst in die Hand zu nehmen.

Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski ruft Jugendliche in Deutschland zum Widerstand gegen wachsende Staatsverschuldung und fehlende Zukunftsvorsorge auf. "Die junge Generation steht kurz davor, die Rechnung für eine jahrzehntelange Politik auf Pump zu übernehmen", sagte der 84-Jährige in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Renten sind aktuell nur bis 2031 gesichert, über die Rückzahlung der gewaltigen Staatsverschuldung verliert kaum jemand ein Wort."

Eine repräsentative Umfrage, die er im Mai kurz nach der Regierungsbildung durchführen ließ, habe ihn umgehauen. Dabei stimmten 89 Prozent der Befragten unter 30 Jahren der These zu: Die junge Generation muss sich wehren; sonst erbt sie die Schulden von heute als Steuern von morgen. "Das zeigt: Es ist höchste Zeit zu handeln", so Opaschowski.

Der Forscher, der am 3. Januar 85 Jahre alt wird, äußerte sich anlässlich des Erscheinens seines neuen Buchs "Nehmt eure Zukunft in die Hand!". Es richtet sich ausdrücklich an die junge Generation.

Es gehe ihm nicht um blinden Protest, sondern darum, dass die Jungen selbstbewusst ihre Rechte einforderten, erklärte der Autor. "Viele tun das bereits: etwa bei Fridays for Future oder innerhalb der Parteijugend von CDU und SPD, wo junge Menschen spürbar ungeduldiger werden."

Die junge Generation sei weder faul noch verwöhnt, sondern optimistisch und hilfsbereit. "Bei jeder Flutkatastrophe waren sie als Erste mit Spaten und Sandsäcken da." Seit Corona sei die Hilfsbereitschaft noch gestiegen.

Opaschowski kritisierte das Denken der Politik in Legislaturperioden. "Ich plädiere seit Jahren für einen Zukunftsrat, der politischen Entscheidungen eine zusätzliche Perspektive gibt." Zudem müsse die Politik bei gesellschaftlichen Problemen verstärkt auch die Bürger miteinbeziehen - und zwar nicht nur in Notzeiten.

Trotz verbreiteter Verunsicherung sieht der Forscher einen "Hoffnungsschimmer". Viele Menschen seien bereit, Verantwortung zu übernehmen, "wenn man sie nur lässt". Er selbst blicke optimistisch in die Zukunft. Mit fast 85 Jahren könne er zwar nicht mehr so schnell laufen wie früher, aber schneller Bücher schreiben. "Ich sehe es als meine Pflicht, meine Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben."