Institut: Neues Alzheimer-Medikament hat keinen Zusatznutzen
Es hat große Hoffnungen ausgelöst. Doch Qualitätsprüfer sehen im neuen Alzheimer-Medikament Lecanemab nur wenig Zusatznutzen zum geltenden Behandlungsstandard in Deutschland.
Köln (KNA) Das mit vielen Hoffnungen verbundene Alzheimer-Medikament Lecanemab hat nach Einschätzung von Wissenschaftlern keinen nachgewiesenen Vorteil gegenüber dem bestehenden Therapiestandard in Deutschland. Es gebe keinen Beweis für einen Zusatznutzen, erklärte das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen am Dienstag in Köln. Das gelte sowohl für Patienten mit einer leichten kognitiven Störung als auch für diejenigen mit einer leichten Demenz - das sind Patienten, die bereits in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt sind.
Seit September 2025 ist Lecanemab in Deutschland zur Behandlung der frühen Alzheimer-Krankheit verfügbar. Das Medikament soll das Fortschreiten der Erkrankung bremsen, darf allerdings wegen Gesundheitsrisiken nur bei bestimmten Patienten eingesetzt werden. Die EU-Kommission hatte Lecanemab (Handelsname Leqembi)
im April zugelassen, seit 1. September ist es in Deutschland auf dem Markt. Etwa eine Million Menschen in Deutschland leiden unter Alzheimer-Demenz.
"Unsere Bewertung stützt sich auf bislang unveröffentlichte Daten, die der Hersteller in seinem Dossier vorlegen musste", sagte die Expertin für chronische Erkrankungen beim Institut, Daniela Preukschat. "Die Daten lassen allerdings noch einige Fragen offen, da weitere relevante Informationen im Dossier fehlten", räumte sie ein.
Nach ihren Angaben gingen die in einer früheren internationalen Studie ermittelten positiven Effekte von Lecanemab vor allem auf Patienten und Patientinnen zurück, die nicht nach deutschem Therapiestandard behandelt wurden. Auffällig sei auch, dass die frühere Studie die wichtige Frage einer Überlegenheit von Lecanemab gegenüber den Acetylcholinesterasehemmern bei leichter Alzheimer-Demenz gar nicht untersucht habe.
Die Zulassung war lange umstritten. Der Einsatz stellt erhebliche Anforderungen an die ärztliche Versorgung, wie der Bonner Neurologe Klaus Fließbach betont. Die klinischen Studien zeigten nur für eine sehr begrenzte Patientengruppe im frühen Stadium von Alzheimer einen klinischen Nutzen. Die Diagnose, regelmäßige Behandlungen und Beobachtungen der Betroffenen seien aufwendig und kostspielig - von rund 24.000 Euro pro Jahr alleine an Kosten für das Medikament ist die Rede. Außerdem besteht die Gefahr von Nebenwirkungen wie etwa Hirnschwellungen oder Mikroblutungen.
