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Osten holt bei Löhnen auf - Abstand zum Westen bleibt

Auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung verdienen Menschen im Osten weniger Geld als im Westen. Dennoch steigen die Löhne dort schneller - und ein Bereich liegt knapp über dem Westen.

Vollzeitbeschäftigte im Osten verdienen immer noch etwa 14 Prozent weniger Geld als diejenigen im Westen. Das teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Dienstag in Nürnberg mit. Wer demnach in den östlichen Bundesländern sozialversicherungspflichtig arbeitet, verdient im Mittel 3.539 Euro im Monat, eine Differenz von 578 Euro. Allerdings sei diese Ost-West-Lohnlücke seit 2012 deutlich gesunken: Damals habe der Unterschied noch bei 26 Prozent gelegen. Grund sei, dass die Löhne in Ostdeutschland kräftiger stiegen.

Vor allem in der Industrie verdienten Beschäftigte im Westen deutlich mehr, heißt es. Die größten Unterschiede gebe es im Kraftfahrzeugbau (29 Prozent) und im Maschinenbau (26 Prozent). Geringer falle die Differenz in der öffentlichen Verwaltung (5 Prozent) oder im Pflegebereich (4 Prozent) aus. In den Informationsdienstleistungen sowie in den Bereichen Erziehung und Unterricht verdienten Vollzeitbeschäftigte im Osten im Median sogar etwas mehr als ihre westdeutschen Kollegen.

Auch auf den unterschiedlichen Job-Niveaus unterscheidet sich den Angaben zufolge die Lohnlücke. Bei Spezialisten betrage sie 16 Prozent, bei Fachkräften 15 und bei Expertentätigkeiten 14 Prozent. Am kleinsten sei sie bei Jobs auf Helferniveau mit 10 Prozent. "Beschäftigte in Ostdeutschland und in Helfertätigkeiten profitieren besonders vom Mindestlohn, da er dort wegen der niedrigen Löhne stärker greift", erklärte Forscher Holger Seibert vom Institut.

Die Untersuchung beruht den Angaben zufolge auf Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und bezieht sich ausschließlich auf sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte. Seibert sagte, die deutsche Wirtschaft stehe durch Strukturwandel, Deglobalisierung und stärkere Ausrichtung auf Verteidigungsgüter vor Veränderungen. Dies solle als Chance genutzt werden, die ostdeutsche Wirtschaft gezielt zu stärken, indem dort produktive und zukunftssichere Unternehmen angesiedelt würden. Das könnte auch die Lohnaussichten verbessern.