Umfrage: Mehr Polen wollen Weltkriegsreparationen von Deutschland
Das deutsche Nein zu Reparationszahlungen für den Zweiten Weltkrieg überzeugt die Polen kaum. In einer neuen Umfrage befürworten noch mehr Polen als bisher, dass Warschau von Berlin eine Kriegsentschädigung fordert.
Warschau (KNA) Eine deutliche Mehrheit der Polen fordert einer Umfrage zufolge weiter deutsche Entschädigungszahlungen für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verluste. 63 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Polen von Deutschland Reparationen verlangen sollte, wie das staatliche Meinungsforschungsinstitut CBOS in Warschau mitteilte. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als in der vorherigen Umfrage des Instituts von 2023.
Entsprechend lehnen nun weniger Polen Reparationsforderungen an die Bundesrepublik ab: 27 Prozent statt zuvor 31 Prozent. In dieser Frage unterschieden sich die politischen Lager stark, heißt es in der Umfrage. 85 Prozent der Gegner der Regierung von Donald Tusk unterstützten das Stellen von Entschädigungsansprüchen für den Zweiten Weltkrieg. Bei den Anhängern der Mitte-links-Regierung seien es hingegen nur 35 Prozent.
Das Thema Kriegsentschädigung belastet die deutsch-polnischen Beziehungen schon lange. Die Bundesregierung und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wiesen Forderungen nach Reparationen zurück. Steinmeier erklärte zuletzt im September, diese Frage sei aus deutscher Sicht rechtlich abschließend geklärt. Aktuell macht sich besonders Polens neuer Präsident Karol Nawrocki für deutsche Reparationszahlungen stark. Ihm zufolge stehen Polen 1,3 Billionen Euro Entschädigung von Deutschland zu. Dabei beruft sich Nawrocki auf ein 2022 von einer polnischen Parlamentskommission vorgelegtes Gutachten.
Ministerpräsident Tusk spricht sich dagegen viel zurückhaltender für Wiedergutmachung durch die Bundesrepublik aus. Seine Regierung geht davon aus, dass Warschau vor keinem internationalen Gericht Entschädigungen für den mehr als 80 Jahre zurückliegenden Krieg durchsetzen könnte.
