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Meldung

Zahl überschuldeter Menschen in Deutschland steigt wieder

Die Krisen hinterlassen ihre Spuren: Erstmals seit 2018 nimmt die Überschuldung in Deutschland wieder zu. Auch Menschen mit gutem Einkommen sind betroffen.

Nach sechs Jahren des Rückgangs nimmt die Zahl überschuldeter Menschen in Deutschland Experten zufolge wieder spürbar zu. Laut einer am Freitag veröffentlichten Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform gelten derzeit 5,67 Millionen Erwachsene als überschuldet - rund 111.000 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg um zwei Prozent. Der Anteil der überschuldeten Erwachsenen an der Bevölkerung stieg von 8,09 Prozent im vergangenen Jahr auf 8,16 Prozent. Es ist der erste Zuwachs seit 2018.

Creditreform ist ein Wirtschaftsauskunftei- und Inkassounternehmen mit Sitz in Neuss. Es sammelt und analysiert Bonitätsdaten von Privatpersonen und Unternehmen und veröffentlicht jährlich den "Schuldneratlas Deutschland". Als überschuldet gelten demnach Menschen, deren Ausgaben dauerhaft höher sind als die Einnahmen und die weder Rücklagen noch Kreditspielräume haben.

"Die Trendwende ist da - und sie kommt mit Ansage", sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch. Viele Menschen hätten ihre finanziellen Puffer in den vergangenen Jahren aufgebraucht. "Die Multikrise hat nicht nur Spuren hinterlassen, sie wirkt jetzt nach."

Nach Angaben des Unternehmens betrifft die Entwicklung zunehmend auch die gesellschaftliche Mitte. Besonders stark habe die Überschuldung bei den "Lifestyle-Überschuldeten" und "Überschuldungspragmatikern" zugenommen - also Menschen mit mittlerem oder überdurchschnittlichem Einkommen, die nach Jahren des Verzichts ihren Lebensstandard halten wollten. "Überschuldung ist kein Randphänomen mehr", so Hantzsch. "Wir sehen mittlerweile viele, die eigentlich gut situiert sind, aber ihre finanzielle Belastbarkeit überschätzt haben."

Besonders gefährdet sind junge Menschen unter 30 Jahren und ältere über 60. Während Jüngere häufig durch Kredite und Onlinekäufe in Schwierigkeiten geraten, belasten Ältere vor allem steigende Lebenshaltungskosten und geringe Renten.

Regional zeigt sich ein deutlich negativerer Trend im Westen, wo der Anteil der überschuldeten Erwachsenen an der Bevölkerung auf 8,13 Prozent (plus 0,09 Punkte) stieg. Im Osten sank die Quote hingegen leicht auf 8,35 Prozent (minus 0,01 Punkte).

Für 2026 erwarten die Experten eine Fortsetzung des negativen Trends. Steigende Zinsen, hohe Kosten und ein schwächerer Arbeitsmarkt könnten die Lage weiter verschärfen.