Mehrheit sieht Klimafolgen - hält aber andere Themen für wichtiger
Hitzewellen, Stürme, Ernteausfälle - viele Menschen sehen darin Folgen des Klimawandels. Trotzdem gilt er politisch nicht als vordringlich. In einer Umfrage stuft ihn nur ein Drittel als Top-Thema ein.
Hamburg (KNA) Obwohl rund die Hälfte der Deutschen schon jetzt Folgen des Klimawandels im eigenen Leben sieht und in der Zukunft einschneidende Veränderungen erwartet, wird er derzeit nicht als politisch vordringliches Problem eingestuft. Nur 33 Prozent halten es für eines der wichtigsten Themen, wie eine am Donnerstag in Hamburg veröffentlichte repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK ergab. Deutlich relevanter seien für die Menschen die vier Felder soziale Gerechtigkeit (48,3 Prozent), internationale Konflikte (41,5 Prozent), wirtschaftliche Entwicklung (40,5 Prozent) und Zuwanderung/Migration (39,1 Prozent).
Laut der Umfrage zur anstehenden Weltklimakonferenz vom 10. bis 21. November in Brasilien werten 55,8 Prozent zunehmende extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Trockenheit als eine konkrete Auswirkung des Klimawandels. Ihm zugeschrieben werden auch häufigere oder stärkere Hitzewellen (45,5 Prozent), Veränderungen in der Natur wie ein früherer Blühbeginn (43,6 Prozent), Ernteausfälle und Wasserknappheit (20,1 Prozent) oder gesundheitliche Beschwerden wie Allergien und Atemwegserkrankungen (15,3 Prozent). Rund ein Viertel der Befragten (26,6 Prozent) gab an, keine solchen Erfahrungen gemacht zu haben.
Nach der Befragung im Auftrag des Handels- und Dienstleistungsunternehmen Otto Group betrachtet ein Großteil der Befragten die internationalen Bemühungen mit Skepsis, den Klimawandel einzudämmen. 36,6 Prozent halten die Maßnahmen für unzureichend und 17,1 Prozent den Klimawandel bereits für unaufhaltsam. Nur 5,5 Prozent meinen, dass die internationalen Maßnahmen greifen. Rund ein Viertel (28,5 Prozent) sieht zwar ein Potenzial, betont aber die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen. Etwas mehr als jeder Zehnte (12,4 Prozent) hat zu diesem Thema keine klare Meinung.
"Die Daten sprechen jedoch weniger für eine Resignation", erklärte Markus Barth, Sozialpsychologe an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. "Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind offenbar vielen der Befragten bewusst und gegenwärtig." Momentan beherrschten aber andere Themen stärker das politische Handeln und die mediale Berichterstattung. Der Fokus liege derzeit auf dem Wirtschaftsstandort Deutschland, den Kriegen in der Ukraine und in Nahost sowie anderen tagesaktuellen Krisen. In der Folge bekomme das Dauerthema Klimawandel vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit.
Den Angaben zufolge wurden 1.001 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren in Deutschland vom 25. bis 29. September 2025 befragt.
