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Erstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg entdeckt

Bislang galten sie als Aufnahmen einer Bomben-Evakuierung. Nun ist klar: Drei historische Fotos zeigen eine NS-Deportation von mehr als 1.000 Juden aus Hamburg. Forscher haben sie erstmals eindeutig identifiziert.

Forscher haben nach Angaben der Stiftung Hamburger Gedenkstätten erstmals Fotografien einer NS-Deportation aus Hamburg identifiziert. Die drei Aufnahmen zeigen den Abtransport von mehr als 1.000 jüdischen Hamburgern am 25. Oktober 1941 ins Ghetto Litzmannstadt in der heutigen polnischen Stadt Lodz, wie die Stiftung am Samstag mitteilte.

Die Bilder stammen demnach aus dem Fotoalbum eines damaligen Hamburger Polizisten und befinden sich heute im United States Holocaust Memorial Museum in Washington. Bislang waren sie irrtümlich als Aufnahmen einer Evakuierung nach Luftangriffen eingeordnet worden.

Die Fotos dokumentieren die Ankunft der Betroffenen an einer Sammelstelle sowie ihren Abtransport mit Mannschaftswagen zum Hannoverschen Bahnhof - dem Ausgangspunkt vieler Deportationen aus Hamburg in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager. Zwischen 1940 und 1945 wurden nach Angaben der Stiftung mehr als 8.000 Juden sowie Sinti und Roma aus der Hansestadt und Norddeutschland verschleppt.

"Für mich war aus der Expertise unseres Projekts auf den ersten Blick eindeutig, dass es sich um Fotografien einer Deportation handelt", erklärte Historikerin Alina Bothe von der Freien Universität Berlin, die ein Forschungsprojekt zur Erschließung von Bildern von NS-Deportationen leitet. Wissenschaftliche Analysen hätten dies bestätigt. Laut Kristina Vagt von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten sind solche Aufnahmen wichtige historische Quellen. "Sie zeigen, dass das Unrecht am Tag und mitten im Stadtraum stattfanden."

Die drei Bilder sind ab sofort im Online-Bildatlas des Projekts "#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen" zu sehen. Vom 4. November bis zum 6. Januar werden sie in einer Ausstellung im Geschichtsort Stadthaus in Hamburg gezeigt. Die Forscher hoffen nun auf Hinweise aus der Bevölkerung, um die abgebildeten Personen identifizieren zu können.