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Deutschlands "kulturelles Gedächtnis" wird 50 Jahre alt

Kulturgut vor Krieg und Konflikten schützen - das ist das Ziel des Barbarastollens bei Freiburg. Sicherungskopien historischer Dokumente lagern dort seit 50 Jahren auf Mikrofilmen tief im Berg.

Der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland wird 50 Jahre alt. Seit 1975 lagern im Barbarastollen bei Freiburg Millionen Mikrofilme und über eine Milliarde Ablichtungen historischer Dokumente, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz am Dienstag in Bonn mitteilte. Auch im Krisenfall sollen sie so geschützt sein.

"Der Barbarastollen ist das kulturelle Langzeitgedächtnis unserer Nation", sagte der Präsident des Bundesamts, Ralph Tiesler, im Vorfeld der Jubiläumsveranstaltung am Donnerstag. "Wir sehen leider, dass in Kriegen und bewaffneten Konflikten die Zerstörung von Kulturgut gezielt geschieht, um die angegriffenen Nationen ihrer Identität zu berauben". Daher sei es wichtig, dass sich Bund und Länder gemeinsam für den Kulturgutschutz engagierten.

Die Bundessicherungsverfilmung ist ein bereits seit 1961 laufendes, den Angaben zufolge weltweit einzigartiges Verfahren, um Kulturgut dauerhaft zu sichern. Bedeutsame Archivalien werden auf Mikrofilm gesichert und in speziellen Behältern im Barbarastollen eingelagert.

Zu den inzwischen rund 1,3 Milliarden Aufnahmen gehören etwa die Sicherungskopien der Krönungsurkunde Karls des Großen, der Bannandrohungsbulle "Exsurge Domine" von Papst Leo X. gegen Martin Luther, der Baupläne des Kölner Doms, der Ernennungsurkunde Hitlers zum Reichskanzler und der Originalfassung des Deutschen Grundgesetzes.

Seit 1978 ist der Stollen der einzige unter "Sonderschutz" der Unesco stehende Ort in Deutschland. Er liegt rund 400 Meter tief im Berg und bietet laut Bundesamt aufgrund der topografischen Lage und geologischen Beschaffenheit einen optimalen Schutz für die gelagerten Mikrofilme.

Im Rahmen des Festakts sollen am Donnerstag symbolisch zwei Sonderprojekte eingelagert werden: die Verfilmung von historischen Akten zur Entstehungsgeschichte des Stollens und ein Projekt zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes. Dazu sei eine umfangreiche Dokumentation der Brauchtümer des rheinischen Karnevals und der alemannischen Fastnacht auf Mikrofilm dokumentiert worden.