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Nach Pavian-Tötung: Ethiker fordert Tierwohl-Debatte

Nach der Tötung von zwölf Pavianen in einem Nürnberger Zoo äußern viele Menschen Wut und Unverständnis. Für einen Ethiker geht es in der Debatte um viel mehr. Den Tiergarten nimmt er dennoch in Schutz.

 Wie geht die Gesellschaft mit Tieren um und welche Konsequenzen folgen daraus für jeden Einzelnen? Nach der Tötung von zwölf Pavianen im Nürnberger Zoo fordert der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger, über diese Fragen zu diskutieren. "Wir müssen uns bewusst machen, dass es nicht nur um einige Paviane geht, sondern dass unser gesamtes Verhältnis zu den Tieren auf dem Prüfstand steht", sagte Rosenberger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.

Am Dienstag hatte der Tiergarten die Paviane töten lassen, da die Gruppe der Tiere den Angaben zufolge zu groß für die Anlage war. Demnach hatte der Zoo sich vergeblich bemüht, die Tiere anderswo unterzubringen. Auch Versuche, mit Verhüttungsmitteln die Vermehrung zu bekämpfen, seien erfolglos geblieben. Das Gehege könne auch nicht vergrößert werden, da andere bedrohte Tierarten den Platz benötigten. Dieser Schritt gehe allen Beteiligten sehr nahe. Tierschützer hatten mehrfach dagegen protestiert und Strafanzeigen angekündigt.

Rosenberger plädierte dafür, die Debatte auszuweiten. Auch die Haltung von Nutztieren müsse diskutiert werden. Bisher gehe es dabei zu oft um wirtschaftliche Interessen und zu wenig um Tierethik. Ähnlich sei es bei Versuchstieren. Zwar gebe es berechtigte Interessen der Forschung und viele Erkenntnisgewinne. "Aber auch das müssen wir mit dem Wohl der Versuchstiere zusammenbringen und auch da gibt es noch eine Schieflage zugunsten der Forschungsinteressen." Die Gesellschaft müsse sich hinterfragen lassen und Konsequenzen ziehen, etwa den Fleischkonsum drastisch reduzieren.

Man könne nicht einfach dem Nürnberger Tiergarten die Schuld für die Vorgänge rund um die Paviane geben, so der Ethiker weiter. Dort sei lange versucht worden, das Problem anderweitig in den Griff zu bekommen. "Und wenn das nicht gelingt, dann kann man ihnen das schlecht vorwerfen." Die große Zahl der Paviane spreche eher für eine gute Tierhaltung. "Weil man ihnen viele Freiheiten gibt und sie sich offenbar so wohlfühlen, dass sie sich fortpflanzen wollen."

Natürliche Feinde oder Unfälle wie in der freien Wildbahn hätten die Tiere im Zoo natürlich nicht. Ein solches Problem könnte deshalb in einigen Jahren wieder auftreten, mahnte Rosenberger. Er empfahl, schon jetzt über Alternativen nachzudenken. Den Schmerz von Tierschützern könne er durchaus verstehen: "Auch mir geht das nahe." Darauf aufmerksam zu machen, sei absolut richtig.