Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hält an
Am zweiten Tag in Folge liefern sich Thailand und Kambodscha weitere Gefechte. Bereits am frühen Morgen begannen die ersten Angriffe, 16 Tote soll es schon geben. Der Konflikt beschäftigt nun weitere Gremien.
Bangkok (KNA) Thailand und Kambodscha haben sich am Freitag mit schwerer Artillerie einen weiteren militärischen Schlagabtausch geliefert. Wie Thailändische Medien berichteten, hat Kambodscha schon vor Tagesanbruch die Grenzprovinzen Ubon Ratchathani und Surin mit Artillerie und russische BM-21-Raketensystemen beschossen. Die thailändischen Streitkräfte hätten mit Militäreinsätzen reagiert. Nach Angaben der Behörden in Bangkok wurden bereits rund 100.000 Menschen aus den Konfliktgebieten evakuiert. Laut Berichten wurden mindestens 16 Menschen seit Beginn der Angriffe getötet.
In der kambodschanischen Provinz Oddar Meanchey wurden nach Angaben der regierungsnahen Plattform Fresh News durch die Luftangriffe Thailands am Donnerstag mindestens ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt. Bei dem Todesopfer handele es sich um einen buddhistischen Abt. Das Kloster und viele andere Häuser seien durch die Bomben zerstört und Tausende Familien in sichere Gebiete evakuiert worden.
Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, den Grenzkonflikt am Donnerstag in dem umstrittenen Gebiet begonnen zu haben. Der Streit eskalierte von Gewehrfeuer zu Artilleriebeschuss durch das kambodschanische Militär und Angriffen der thailändischen Luftwaffe auf Ziele in Kambodscha.
Der UN-Sicherheitsrat in New York will sich am Freitag mit dem Konflikt befassen. Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet hatte am Donnerstag die Einberufung des Sicherheitsrats zu dem "unprovozierten, vorsätzlichen und gezielten Angriff auf Kambodscha" gefordert.
Der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) forderte beide Regierungen auf, "Zurückhaltung statt Vergeltung und Dialog statt Zerstörung zu wählen". ASEAN müsse "mit moralischer Klarheit handeln, um das Leben und die Würde der Grenzgemeinden zu schützen", hieß es in einer Erklärung. Dem Staatenbund gehören neben Thailand und Kambodscha weitere acht Länder an.
Thailand und Kambodscha teilen sich eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung unterschiedlich. Im Zentrum des Streits steht der dem Hindu-Gott Shiva geweihte Tempel Preah Vihear, der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört und von beiden Ländern beansprucht wird. 2011 hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag das Recht Kambodschas auf Preah Vihear bestätigt.
Die Könige des Khmer-Reiches von Angkor begannen im 9. Jahrhundert mit dem Bau von Preah Vihear. Bis zum 12. Jahrhundert wurde das Heiligtum auf einem 525 Meter hohen Felshügel in den Dongrek-Bergen erweitert. Die Grenze zu Thailand verläuft unmittelbar am Fuß des Felsenhügels.