Immer weniger Buchläden - Branche fordert Förderung von Politik
Der Umsatz des Buchmarkts steigt – auch dank junger Zielgruppen. Doch die Zahl der Buchhandlungen ist in 15 Jahren von 5.300 auf 4.500 gesunken. Der Börsenverein hat konkrete Vorschläge für Kultur, Literatur und Bildung.
Frankfurt (KNA) Die Zahl der Buchläden in Deutschland ist in den vergangenen Jahren laut Branchenexperten deutlich gesunken. "Wir verlieren 50 bis 100 Buchhandlungen pro Jahr", sagte der Sprecher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Thomas Koch, am Donnerstag in Frankfurt vor Journalisten. Dem gegenüber gebe es jährlich 30 bis 40 Neugründungen. Langfristig sei die Zahl in den zurückliegenden 15 Jahren von 5.300 auf zuletzt rund 4.500 Buchläden gesunken.
Buchhändler vor Ort brächten als Kundenmagnet Menschen in die Innenstädte, betonte Börsenvereins-Geschäftsführer Peter Kraus vom Cleff. Er forderte Bund und EU auf, die Verlagsbranche und die Kultur insgesamt besser zu unterstützen. In Deutschland sei dies der drittgrößte Wirtschaftssektor. "Die beste Förderung von Kultur wäre die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes auf null Prozent", so Kraus. Das sei jedoch aktuell nicht sehr wahrscheinlich.
Notwendig sei jedoch eine rasche Eindämmung der großen Online-Plattformen durch die EU und eine Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI). Es gelte, einen "gigantischen Urheberrechtsdiebstahl" zu unterbinden. Zudem sollte die neue Bundesregierung eine strukturelle Verlagsförderung prüfen. "Es liegt ein Vorschlag von uns vor, der sich an dem, was in Europa etabliert ist, orientiert", sagte Kraus. Der von der Ampel-Regierung eingeführte Kulturpass für junge Menschen sollte verlängert und der Bürokratieaufwand reduziert werden, forderte er.
Im Jahr 2024 hat der Buchmarkt in Deutschland laut Börsenverein einen Umsatz von fast 9,9 Milliarden Euro erzielt und ein Umsatzplus von 1,8 Prozent verzeichnet. 2023 waren es noch 9,7 Milliarden Euro und ein Plus von 2,8 Prozent. Im langfristigen 15-Jahres-Vergleich liege das Umsatzplus ebenfalls bei 2,8 Prozent.
Das Umsatzplus lasse sich hauptsächlich auf Jugendliche und junge Erwachsene zurückführen. "Die leben Buch- und Lesebegeisterung", erläuterte die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs. Daneben wachse auch der Bereich Audio, insbesondere durch Streaming-Angebote.
Eindringlich plädierte Schmidt-Friderichs für mehr Unterstützung von Lesekompetenzen. Sie sprach mit Blick auf Millionen Menschen mit Leseschwächen von einem Bildungsdrama für die Gesellschaft und forderte zu einem Umdenken auf: "Die Politik schaut da leider mehr oder weniger tatenlos zu."