Bevölkerungsforscher fordern jährliches "Familienbudget" für Eltern
Forscher empfehlen neue Wege, um Eltern besser zu entlasten. Besonders junge Paare stünden zu Beginn der Familienphase unter Druck. Auch die Regierung will ein jährliches Familienbudget prüfen.
Wiesbaden (KNA) Um Kinder und Karriere besser miteinander vereinbaren zu können, plädieren Forscher für die Einführung eines "Familienbudgets". Insbesondere am Beginn einer Familienphase - also mit dem ersten Kind - seien unterstützende Maßnahmen notwendig, so das Fazit einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, die am Mittwoch in Wiesbaden vorgestellt wurde. "In dieser Zeit geben viele Paare ihre Ideale auf, weil sie im Alltag schwer umsetzbar erscheinen", heißt es in einem sogenannten "Policy Brief" über die Aufteilung von Hausarbeit in Paarbeziehungen.
Die Autoren sehen die Förderung oder steuerliche Begünstigung haushaltsnaher Dienstleistungen als notwendig an, um vor allem junge Familien besser zu unterstützen. Zur finanziellen Höhe wurden keine Angaben gemacht. Die schwarz-rote Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Prüfung eines jährlichen Familienbudgets für Familien mit kleinen Kindern und/oder pflegebedürftigen Angehörigen mit kleinen und mittleren Einkommen verständigt. Dies solle auch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung fördern.
Die Bevölkerungsforscher betonen in ihrer Untersuchung zudem, dass mit Beginn einer Elternschaft häufig Weichen gestellt werden für die Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit und mit dieser oft nicht alle glücklich werden. Demnach fühlten sich viele Frauen benachteiligt.
Um dem zu begegnen, gelte es unter anderem, eine geschlechtergerechte Aufteilung der Partnermonate beim Elterngeld zu verfolgen und politische Anreize für Arbeitgeber zu setzen. Wichtig seien etwa flexible Arbeitszeitmodelle, so dass die Eltern gleichermaßen der Erwerbs- und Familienarbeit nachgehen können.
Der "Policy Brief" basiert auf Daten des "Familien-demografischen Panels Freda" - einer repräsentativen Befragung der Bevölkerung in Deutschland. Die im Jahr 2023 befragten Personen waren 20 bis 52 Jahre alt. In die nun veröffentlichten Analysen einbezogen wurden nur Personen, die mit einem Partner oder einer Partnerin als heterosexuelles Paar zusammenwohnen und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.
Bei 53 Prozent der Paare würden Routinetätigkeiten wie Waschen, Putzen oder Kochen immer beziehungsweise überwiegend von der Partnerin übernommen und bei 44 Prozent ungefähr zu gleichen Teilen aufgeteilt.
Nur in 3 Prozent der Partnerschaften würden solche Arbeiten überwiegend oder immer vom Mann geleistet. Männer verbrächten im Durchschnitt 6,5 Stunden pro Woche mit Hausarbeit, während Frauen auf 13 Stunden kämen.