Zwei Drittel der Deutschen sind mit 30 Jahren ledig
Sie heiraten gar nicht oder spät: Das Heiratsverhalten der Deutschen hat sich in den vergangenen 25 Jahren stark verändert. Das hat auch damit zu tun, dass Frauen heute viel häufiger ihr eigenes Geld verdienen.
Hamburg (KNA) Heiraten hat heute längst nicht mehr den Stellenwert wie noch vor einigen Jahrzehnten. 2023 waren mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der 30-jährigen Deutschen ledig - also weder verheiratet, noch geschieden oder verwitwet. 30 Prozent der Dreißigjährigen waren verheiratet, zwei Prozent verwitwet. 1990, vor inzwischen 35 Jahren, sah das noch ganz anders aus - das geht aus einer Zusammenstellung des "Zeit Magazin" auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Demnach waren 1990 zwei Drittel (66 Prozent) der 30-Jährigen verheiratet, 28 Prozent ledig, sechs Prozent geschieden, ein Prozent verwitwet.
Mit Mitte 40 ändert sich das Bild: In diesem Alter waren 2023 60 Prozent der Männer und Frauen in Deutschland verheiratet, 30 Prozent waren ledig, zehn Prozent geschieden. 1990 waren mit Mitte 40 ebenfalls 10 Prozent der Menschen geschieden, aber nur acht Prozent ledig. Die große Mehrheit - 80 Prozent - lebten in einer Ehe.
Heutzutage heiraten die Deutschen demnach generell seltener. 1990 waren 60 Prozent der über 18-Jährigen verheiratet, 2023 waren es nur noch gut die Hälfte. Der Anteil derer, die ledig sind, stieg in der gleichen Zeit von 24 auf 33 Prozent.
Zudem hat sich auch das Heiratsalter der Deutschen nach hinten verschoben. So waren Frauen 2023 bei ihrer ersten Hochzeit im Schnitt 32,8 Jahre alt, Männer 35,3 Jahre. Zu Beginn der 1990er-Jahre lag das Erstheiratsalter in Deutschland hingegen bei Frauen im Durchschnitt rund bei 27 Jahren und bei Männern bei knapp 29 Jahren.
Wie Anne-Kristin Kuhnt, Sozialwissenschaftlerin und Juniorprofessorin für Demografie an der Universität Rostock, erklärt, ist der Grund für das veränderte Heiratsverhalten ein sehr komplexes Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren. So hätten sich einerseits gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen verändert. Es sei inzwischen weitestgehend akzeptiert, in einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft auch mit Kindern zusammenzuleben. Andererseits seien Frauen heute seltener finanziell von ihren Partnern abhängig, weil sie öfter erwerbstätig seien. Das verbessere ihre Verhandlungsposition innerhalb der Paarbeziehung, sagte Kuhn dem Bericht zufolge.
Trotz der rückläufigen Zahl an Eheschließungen sieht die Sozialwissenschaftlerin keinen kompletten Bedeutungsverlust der Ehe. "Die Ehe wird heute breiter interpretiert und diese individualisierte Sinnzuschreibung wird sich angesichts einer zunehmend heterogenen Bevölkerung weiter ausdifferenzieren."
Noch später als in Deutschland heiraten Paare übrigens zum Beispiel in Spanien oder Schweden. In Spanien liegt das Alter der Frau bei der ersten Heirat bei 34,9 Jahren, bei dem Mann im Schnitt bei 37 Jahren. Auch männliche Schweden sind im Durchschnitt 37 Jahre alt, wenn sie das erste Mal den Bund der Ehe eingehen, Frauen 34,8 Jahre alt.