Ethikratschef sorgt sich um Solidarität in Politik und Gesellschaft
Der Deutsche Ethikrat lädt zu seiner Jahrestagung. Diese steht unter dem Motto "Gelingende Solidarität". Eine Art Weckruf in unruhigen Zeiten?
Berlin (KNA) Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Helmut Frister, blickt mit Sorge auf das Verständnis von Solidarität in der Gesellschaft. "Wir alle können uns schließlich nur schwer des Eindrucks erwehren, dass den Menschen ein solidarisches Miteinander zunehmend weniger gelingt", sagte Frister der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich der diesjährigen Jahrestagung des Ethikrats am heutigen Mittwoch. Diese steht unter dem Motto "Gelingende Solidarität".
Nicht nur in Kriegen wie in der Ukraine und im Nahen Osten, sondern auch in der internationalen Politik allgemein, scheine "die Berufung auf das Recht des Stärkeren wieder zunehmend salonfähig zu werden", sagte Frister. Parallel dazu gebe es auf nationaler Ebene in der gesamten sogenannten westlichen Welt ein Erstarken politischer Gruppen, die den Menschen weismachten, Probleme ließen sich lösen, indem andere ausgegrenzt und zu Sündenböcken gemacht würden.
"Wenn der Deutsche Ethikrat in dieser Situation eine Jahrestagung 'Gelingende Solidarität' veranstaltet, soll dies zugegebenermaßen auch ein ethisches Statement gegen diese Entwicklung, vor allem aber ein Akt der gesellschaftlichen Selbstvergewisserung sein", so Frister.
Gemeinsam mit dem Publikum und den Referenten solle bei der Tagung über die Bedeutung, die Voraussetzungen und Grenzen der Solidarität nachgedacht werden. Schwerpunkte seien dabei etwa die globale Solidarität oder Solidarität mit künftigen Generationen.
"Am Beispiel des politisch und gesellschaftlich besonders umstrittenen Themas der Migrationsgesellschaft wollen wir die zentrale Frage erörtern, wie Solidarität gelingen kann", führte Frister weiter aus. Bei aller berechtigten Krisenstimmung werde Solidarität im sozialen Alltag von vielen Menschen in hohem Maße mehr oder weniger selbstverständlich und sehr erfolgreich praktiziert, betonte der Rechtswissenschaftler.