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Kassen-Chef befürchtet Domino-Effekt bei Kranken- und Pflegekassen

Andreas Storm greift zu heftigen Vergleichen: Der Chef der Krankenkasse DAK erinnert an die Bankenkrise von 2008, wenn er eine katastrophale Finanzlage der Kranken- und Pflegekassen anspricht. Es drohe ein Domino-Effekt.

Der Chef der Krankenkasse DAK, Andreas Storm, hält die Finanzsituation der Krankenkassen für katastrophal. Er befürchtet einen Domino-Effekt wegen Zahlungsunfähigkeit. Die Kassen schätzen das Defizit für 2024 auf sechs Milliarden Euro. In der gesetzlichen Pflegeversicherung sieht Storm eine ähnlich dramatische Lage.

Storm sagte am Donnerstag der "Ärzte Zeitung" unter Verweis auf die Bankenkrise 2008/2009, wenn ein halbes Dutzend Krankenkassen mit deutlich über einer Million Versicherten in die Zahlungsunfähigkeit rutschten, dann könnte das das gesamte System an den Rand des Zusammenbruchs führen. Es habe "noch nie" die Situation gegeben, dass die Reserven der Krankenkassen auf einem so niedrigen Stand waren wie zurzeit, erläuterte er. Aktuell reichten die Reserven, um Ausgaben für etwa 2,5 Tage zu decken.

Laut Kassenchef kommt erschwerend hinzu, dass noch im Februar Entscheidungen zur rückwirkenden Erhöhung der Landesbasisfallwerte und der Pflegebudgets für Krankenhäuser anstehen. Das könnte zu einer weiteren Belastung der Krankenkassen in Höhe von etwa einer Milliarde Euro führen, warnte der Chef der drittgrößten Krankenkasse in Deutschland.

Storm erwartet weitere Erhöhungen der Zusatzbeiträge der Krankenkassen für die Versicherten noch im Verlauf dieses Jahres. Das sei notwendig, um die Zahlungsunfähigkeit der Kassen abzuwenden. Die Politik sei daher nach den Wahlen schnell gefordert, um mit einem Sofortprogramm die Kassenlandschaft zu stabilisieren.

Mit Blick auf die Pflegekassen sagte der DAK-Chef, nach internen Berechnungen der DAK-Gesundheit werde deren Defizit für 2024 bei 1,54 Milliarden Euro liegen. Die Beitragssatzerhöhung um 0,2 Prozentpunkte zu Jahresbeginn werde nicht reichen; die gesetzlich geforderte Mindestreserve in Höhe einer Monatsausgabe werde voraussichtlich wiederum unterschritten. Dies werde zu weiteren Erhöhungen des Beitragssatzes führen.

Im März sieht Storm durchaus die Gefahr, dass einzelne Pflegekassen "nicht mehr alle ihre Rechnungen bezahlen können". Dann stelle sich die Frage: "Reicht das Geld, das als Liquiditätshilfe im Ausgleichsfonds liegt?" Aus Mitteln des Ausgleichsfonds, der vom Bundesamt für Soziale Sicherung verwaltet wird, speist sich unter anderem der Pflegevorsorgefonds, der künftige Beitragssteigerungen abfedern soll.